Sport ist mehr als nur ein Hobby. Sport steht für Leidenschaft, Gemeinschaft und Identität. Doch oft bekommen Amateur-Sportlerinnen und -Sportler und die Vereine nicht die Aufmerksamkeit und Unterstützung, die sie verdienen. Das will Staige ändern. Das Essener Start-up hat eine Plattform entwickelt, die Amateur-Sportveranstaltungen mit 180-Grad-Kameras und künstlicher Intelligenz (KI) streamt. Damit will Staige den Amateur-Sport auf die große Leinwand bringen und den Sportlerinnen und Sportlern sowie den Vereinen mehr Sichtbarkeit und Unterstützung verschaffen.
Von der Uni zum Erfolg: Die Geschichte von Staige
Staige wurde 2019 von Jan Taube und Marvin Baudewig gegründet, zwei ehemaligen Studenten der Universität Duisburg-Essen.
Die Anfänge erklären sich nach einem Rückblick in persönliche, familiäre Erlebnisse: Vater und Großvater von einem der Gründer konnten an einigen Spieltagen nicht vor Ort am Platz sein – und haben dadurch für sie wertvolle Spiele verpasst. Der Gedanke: Das muss doch digital übertragen werden.
Erste Experimente beriefen sich noch auf eine manuelle Steuerung der Kameras per Joystick – kurze Zeit später war der Business Case geschaffen. Schnell zeichnete sich ab, dass der Ansatz auf viele Sportarten übertragbar ist.
Innovative KI-Technologie aus dem Ruhrgebiet: Wie Staige funktioniert
Technologie von Staige
Die Technologie von Staige basiert auf einer Kombination von Hardware und Software. Die Hardware besteht aus einer 180-Grad-Kamera, die einfach auf jedem Sportplatz, dem Spielfeld oder der Turnhalle installiert werden kann. Die Kamera erfasst die gesamte Aktion und sendet sie in die Cloud, wo die Software von Staige das Video mit KI verarbeitet. Die KI analysiert das Video und generiert automatisch Highlights, Statistiken, und Grafiken. Die KI ermöglicht es den Zuschauerinnen und Zuschauern, mit dem Stream zu interagieren, Kamerawinkel zu wählen und sich zu vernetzen.
Innovations- und Wissenstransfer im Ruhrgebiet
Vor der Gründung profitierte Staige im Jahr 2016 vom EXIST-Gründungsstipendium, einem Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Das Unternehmen war in seinen Anfängen Teil der Universität Duisburg-Essen (UDE) – und ist damit ein Beispiel für gelungenen Innovations- und Wissenstransfer aus einer der 22 Hochschulen im Ruhrgebiet heraus. Die Gründer nannten ihr Start-up zunächst Soccerwatch, da sie sich auf Fußball konzentrierten und änderten dann ihren Namen in Staige, um die Vielfalt der Sportarten widerzuspiegeln, die sie heute abdecken.
Neue Horizonte durch Investitionen und Partnerschaften
Weiteren Auftrieb erfuhr Staige durch eine Investition von Prof. Dr. Volker Gruhn, der nicht nur als Gründer der heutigen adesso SE bekanntes Gesicht der Metropole Ruhr und darüber hinaus ist. Als Professor für Praktische Informatik an der UDE begleitete er praxisnah, wie gemeinsam mit dem Fußballverband Niederrhein die ersten Anforderungen des Coaching-Tools erstellt wurden. Damit werden Trainerinnen und Trainern umfängliche Analysemöglichkeiten an die Hand gegeben, die Staige heute gemeinsam mit Borussia Dortmund (BVB) weiterentwickelt. Der BVB hat mittlerweile nachgelegt und gezielt in Staige investiert.
Mithilfe von abwechslungsreichen Marketingstrategien, abgerundet durch ein Gewinnspiel mit BVB-Star Marco Reus, kam dem noch jungen Staige immer größere Bekanntheit zu.
Staige mit rund 80 IT-Jobs und eigener Fertigung in Essen
Die Plattform von Staige ist nicht nur auf Publikumsseite interessant. Vorteile gibt es auch für die Sportlerinnen und Sportler sowie die Vereine: Staige unterstützt sie bei Reichweite, Engagement und Monetarisierung. Über einen Feedback-Kanal liefert Staige den Vereinen wertvolle Daten und Erkenntnisse – zum Beispiel über die Anzahl der Zuschauerinnen und Zuschauer und die Demografie.
Staige-Geschäftsführer Jan Taube erklärt im Gespräch mit der Business Metropole Ruhr: „Ja, der klassische Kameramann wird substituiert. Es werden dabei an anderer Stelle neue Jobs geschaffen.“ Er spricht von Staige als Technologieunternehmen, das den Großteil seiner rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das User Interface und IT anheuert.
Das Unternehmen ist heute Marktführer mit den meisten Streams in der DACH-Region und in Luxemburg. 120.000 Spiele wurden insgesamt bereits übertragen, gestreamt werden rund 1.200 Spiele pro Tag. Man sehe hier noch enorme Potenziale, erste Schritte in die Niederlande, nach Italien und in die USA seien bereits getätigt, erklärt Taube. Mit dem Börsengang im Jahr 2023 eröffnen sich neue Chancen auf Wachstum – acht Millionen Euro Kapital sollen allein durch den Aktienverkauf im Oktober in die Kassen gespült werden.
Zwei zentrale Ansätze verfolgt das Unternehmen dabei:
- Vereine können über einen Onlineshop die benötigte Hardware selbst beziehen, womit vor allem der Amateursport als Zielgruppe erreicht werden soll. „Jeder, der sich bei Lieferando einen Account machen kann, muss sich bei uns anmelden können – das war unser Anspruch“, erklärt Taube.
- Parallel unterstützt der B2B-Vertrieb von Staige bei der Suche nach lokalen Sponsoren, um die Finanzierung für Vereine zu sichern.
Metropole Ruhr als Heimat: Wo Staige hin will – und was geteilt wird
- Staige kooperiert mit mehr als 200 Vereinen und Verbänden allein in Deutschland – und hat seine Antennen längst im Ruhrgebiet ausgefahren: Jeweils um die 30 Kameras sind in Dortmund und Essen verortet, weitere in Bochum und Gelsenkirchen.
- Der pandemiebedingte Lockdown brachte den Amateursport zum Erliegen, aber Taube betont: „Sobald erste Lockerungen den Sport wieder ermöglichten, erfuhren wir eine hohe Nachfrage. Der begegneten wir mit starken Investitionen in Produktion und Materialien – und entwickelten uns von einer on-demand-Produktion hin zum großen Lager.“
- Auf 700 Quadratmetern werden an der Hafenstraße in Essen aktuell bis zu 50 Kameras pro Woche gefertigt. Die Anforderungen an Qualität und die Komplexität im Zusammenspiel zwischen Hardware und Software führten schnell zur Erkenntnis, dass eine inhouse angesiedelte Programmierung in Essen von Vorteil ist.
„Unsere Mission ist es, den Breitensport zukunftsfähig zu machen. Das machen wir aus dem Herzen des Ruhrgebiets heraus.“
Geschäftsführer, Staige GmbHFür professionelles Arbeiten seien Bilder die Grundlage, meint Taube. Diese bildet Staige mit seinem Kamerasystem ab. Künftig soll das Material auch Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter bei der Aus- und Weiterbildung unterstützen. Einen entscheidenden Vorteil bringen Bilder für die Social-Media-Welt: „Gibt es Videomaterial von meinem lokalen Verein, dann möchte ich das vielleicht nach außen zeigen. Mit Social Sharing erhöhen wir also die Sichtbarkeit für Amateursport“, so Taube.
Learnings beim Gründen: Wie ein Shitstorm zu mehr Aufwind verhilft
Auch im Ballsport läuft nicht immer alles rund: Das größte Learning gab es bei einem Testspiel des FC Schalke 04, das über 40.000 Zuschauerinnen und Zuschauer live verfolgen wollten. Der Ansturm brachte die Serverkapazitäten in die Knie. „Es folgten ein Riesen-Shitstorm und schlechte Bewertungen vom Google-Ranking bis hin zu Facebook“, so Taube.
An der Skalierbarkeit wurde daraufhin ordentlich nachgeschärft: „Aber für sowas braucht man einfach Zeit, muss Erfahrungen sammeln und durchhalten. Nach der riesigen Euphoriewelle erwarten einen oft Herausforderungen in Technik, Aufbau und der Bürokratie. Dem Druck von Finanzierungsrunden muss man dann standhalten.“
Staige aus Essen ist eines von vielen Beispielen dafür, wie exzellentes Wissen in wenigen Jahren zu Erfolg führen kann. Die Metropole Ruhr mit ihrer vielfältigen und dynamischen Universitätslandschaft bietet den idealen Nährboden dafür. Optimal für Staige: Sportkultur und Forschung sind Stärken des Ruhrgebiets.
Mit seiner globalen Vision, den Sport für alle zugänglich und teilbar zu machen, trifft Staige einen Nerv – und rückt einerseits den Amateursport ins Rampenlicht, während auf der anderen Seite neue Analysetools Mehrwerte in der Professionalisierung schaffen.
Vernetzen Sie sich mit uns.
Sie haben Fragen zu Wissenstransfer im Ruhrgebiet? Oder interessieren sich für unsere Netzwerke? Rufen Sie uns an oder kontaktieren Sie uns direkt über das Kontaktformular.