Sergej Paveliev ist Innovationsexperte und Leiter der Fördermittel- und Finanzierungsberatung bei ZENIT. Sein Team aus Ingenieuren, Natur- und Geisteswissenschaftlern unterstützt hunderte von Unternehmen dabei, Fördergelder für ihre Projekte erfolgreich zu beantragen. Greentech.Ruhr, das Netzwerk der Umweltwirtschaft in der Metropole Ruhr, hatte zusammen mit THALESruhr zu einem zweiteiligen Workshop eingeladen, bei dem es genau darum ging: Wie kann ich an Fördergelder für meine Projekte kommen? Sergej Paveliev informierte über die Fördermittellandschaft und sprach mit uns über die Herausforderungen für Unternehmen bei der Beantragung.
Warum spielen Fördermittel für Innovation und Transformation in Unternehmen eine wichtige Rolle?
Sergej Paveliev: Bei Innovation und Transformation bewegen sich Unternehmen auf unsicherem Terrain. Notwendige Investitionen zielen hier auf die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit ab und rentieren sich gegebenenfalls erst mittel- bis langfristig. Auch scheitern Innovations- und Veränderungsvorhaben regelmäßig. Fördermittel können bei solchen Vorhaben nicht nur den Zugang zu notwenigen Ressourcen eröffnen, sondern auch als finanzielles Fangnetz dienen und damit zur Risikominimierung beitragen.
Welche grundlegenden Schritte sollten Unternehmen einleiten, um sich erfolgreich um Fördermittel für Projekte zu bewerben?
Sergej Paveliev: Erfolgschancen werden, wie in allen Bereichen, durch vorhandene Expertise und Erfahrung beeinflusst. Insbesondere für KMU sind hierbei öffentliche Orientierungs- und Beratungsangebote relevant. Im Feedback mit einem Experten sollten Ideen sondiert, Bedarfe erhoben, mögliche Investitionsbausteine konkretisiert und Projekte umrissen werden. Dazu lassen sich dann Förderoptionen identifizieren und bewerten. Wenn ein Projekt des Unternehmens zum Förderprogramm passt, ist ein erfolgreicher Antrag realistisch.
Wie identifizieren Sie die passenden Förderprogramme für unterschiedliche Arten von Vorhaben?
Sergej Paveliev: Die Förderlandschaft kann auf Basis der zuvor erwähnten Konkretisierung von Zielen, Aufgaben und Investitionsbedarfen des unternehmerischen Vorhabens sortiert werden. Es gilt festzuhalten, dass sich die Programme und auch deren Antrags- und Auswahlverfahren deutlich unterscheiden. Wichtige Kriterien bei der Identifikation passender Programme und deren Kombinationen sind zum Beispiel Fördergegenstand und -zweck, geographisches Gebiet bei dem Einsatz der Förderung, Kostenarten, Dringlichkeit der Umsetzung, oder auch spezifische Aspekte, wie zum Bespiel die technische Disziplin und der Entwicklungsreifegrad.
Welche häufigen Fehler begegnen Ihnen bei der Antragstellung für Fördermittel, und wie können diese vermieden werden?
Sergej Paveliev: Regelmäßig wird Aufwand für Mittelakquise falsch kanalisiert und Anträge werden in nicht optimal passenden Förderprogrammen gestellt. Darauf folgen Ablehnungen. Sie frustrieren und der Unternehmer bekommt den Eindruck, dass die Fördermittellandschaft nicht fair ist. Dabei hätte ein Alternativprogramm häufig schon die Lösung sein können. Ansonsten gibt es auch Fehler, die bei der Antragstellung in einem an sich passenden Programm gemacht werden: zum Beispiel unklare oder nicht nachvollziehbare Darstellungen. Die Gutachter kennen weder den Antragsteller noch das Potential des Projektes – sie entscheiden allein auf Basis der Fakten im Antrag. Auch Formfehler und unvollständige Dokumente sind mögliche KO-Kriterien. Deshalb sollte möglichst ein ausreichender Vorlauf für einen Antragsprozess eingeplant werden.
Wie gehen Unternehmen mit dem Wettbewerb um begrenzte Fördermittel um, und wie können sich Unternehmen positiv abheben?
Sergej Paveliev: Diese Frage können wir noch etwas ausweiten. Am Ende geht es nicht um die Akquise von Ressourcen für Projekte, sondern um erfolgreiche Ergebnisse mit einem Beitrag zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens. Unternehmer sollten stets nicht nur branchenspezifische, sondern auch globale Trends und technologische Treiber im Blick behalten. Dabei gilt es dann für sich selbst zu verstehen, wie die Kombination aus kommerziellen Erfolgskriterien und einem Beitrag des eigenen Unternehmens zu den gesellschaftlichen Herausforderungen erfolgen kann. Projekte mit diesem Charakter sind aus der Fördermittelperspektive sehr erfolgversprechend. Bei Förderprogrammen, in denen die Mittel im Wettbewerbsverfahren vergeben werden, sollten sich die Antragsteller möglichst akribisch mit den Programmkonditionen und den Zielen der Förderung vertraut machen. Darauf sollte das eigene Projekt mit qualitativ und quantitativ überzeugenden Argumenten einzahlen. Daneben gibt es dann auch Fördermöglichkeiten ohne klassischen Wettbewerb, wie zum Beispiel im Rahmen des Forschungszulagengesetzes, bei denen sogar ein Rechtsanspruch besteht.
Welche aktuellen Trends sehen Sie im Bereich der Förderung und wie sollten Unternehmen darauf reagieren?
Sergej Paveliev: Der Fördermitteldschungel wird auch künftig nicht übersichtlicher. Es erfolgen immer weitere Ausdifferenzierungen bei Antragstellung und Administration von Fördermitteln. Nach meiner Erfahrung ist die Einbettung von Mittelakquise für kurzfristige und mittelfristige Projekte in langfristige Überlegungen – also in Innovations- und Transformationsstrategien – der entscheidende Faktor. Vor allem KMU haben jedoch nur begrenzte Möglichkeiten für eigenes effizientes Fördermittelscreening und -management als Teil des Innovationsmanagements. Deshalb mein Apell: Nutzen Sie die öffentlichen Beratungsangebote.
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Das Zentrum für Innovation und Technik in Nordrhein-Westfalen GmbH (ZENIT) treibt seit 40 Jahren die Innovationsbefähigung vor allem kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) voran – von der breiten Sensibilisierung bis zur konkreten Umsetzungsbegleitung von Produkt-, Prozess- oder Geschäftsmodellinnovationen. Bei den Beratungs- und Unterstützungsmaßnahmen rücken nicht nur innovative Technologien in den Fokus, sondern auch Organisations- und Führungsaspekte für partizipative Transformationsprozesse.