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Stabilität und selektives Wachstum trotz multipler Krisen   

Trotz vielfältiger wirtschaftlicher Herausforderungen – insbesondere infolge des Ukraine-Kriegs, der Energiepreiskrise und pandemiebedingter Nachwirkungen – zeigt sich die Wirtschaft im Ruhrgebiet im Jahr 2024 insgesamt robust.
 

 

 

Wirtschaftsbericht Ruhr 2024

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stieg gegenüber dem Vorjahr um 9.543 Personen auf 1.866.914 (+0,5 %, Stichtag: 30. Juni). Damit liegt das Ruhrgebiet leicht über dem NRW-Durchschnitt (+0,4 %) und nur knapp unter dem Bundeswert (+0,6 %). Eine ähnliche Tendenz zeigt sich in der Entwicklung der Leitmärkte der Region. Insgesamt stieg die Zahl der Unternehmen in allen Leitmärkten leicht um 1,0 % auf 123.989 Betriebe. Die Umsätze kletterten um 3,8 % auf 428,3 Milliarden Euro – ein positives Signal für die wirtschaftliche Resilienz und die sektorale Vielfalt der Region.
 

 

1.866.914Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte                   in der Metropole Ruhr

Die Leitmärkte im Überblick

Die Gesamtbeschäftigungszahl in der Metropole Ruhr entwickelte sich zwischen 2023 und 2024 leicht positiv (+9.543 Beschäftigte; +0,5 %). Diese Entwicklung liegt knapp unter dem Landeswert (+0,6 %) und knapp über dem Bundeswert (+0,4 %).

Ähnlich entwickelten sich auch die Leitmärkte (+7.010 Beschäftigte; +0,4 %) und liegen damit wieder knapp unter dem Landes- bzw. knapp über dem Bundeswert (+0,6 % und +0,2 %). Dabei zeigen sich zwischen den Leitmärkten starke Unterschiede in der Dynamik. Bis auf die Leitmärkte Industrieller Kern & Unternehmerische Dienste, Urbanes Bauen & Wohnen und Mobilität konnten alle Leitmärkte ein Beschäftigungswachstum verzeichnen. Wobei die Negativentwicklung der drei genannten Leitmärkte nur sehr gering ausfällt und der Rückgang beim Leitmarkt Industrieller Kern & Unternehmerische Dienste geringer ausfällt als auf Landes- und Bundesebene. 

Klappen Sie das Akkordeon auf, um mehr über die Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und die Unternehmensanzahl sowie Umsätze in den einzelnen Leitmärkten zu erfahren:

 

Bildung und Wissen

Der Leitmarkt Bildung & Wissen bleibt ein tragender Bestandteil der Wissensökonomie in der Metropole Ruhr. Im Jahr 2023 zählte der Markt 2.791 Unternehmen (+2,4 %) mit einem Gesamtumsatz von rund 1,33 Milliarden Euro (+4,7 % gegenüber dem Vorjahr). Auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg leicht auf über 99.000 (+0,9%). Der Standortkoeffizient von 1,023 bestätigt die solide Spezialisierung im bundesweiten Vergleich.

Deutlich positiv entwickelte sich der größte Teilbereich: Vorschulische Erziehung sowie Schulen und Hochschulen. Die Zahl der Unternehmen stieg um 5,4 %, die Umsätze wuchsen um 10 % und auch die Beschäftigung legte zu (+2,9 % bei frühkindlicher Bildung und +2,2 % bei Schulen und Hochschulen). Der hohe Standortkoeffizient (über 1,08 bzw. 1,13) unterstreicht die überdurchschnittliche Bedeutung dieses Bereichs in der Region – nicht zuletzt angesichts der vielen kommunalen Träger, Hochschulstandorte und bildungspolitischen Initiativen im Ruhrgebiet.

Ein gegenläufiges Bild zeigt sich im Forschungsbereich: Zwar blieb der Umsatz nahezu stabil (-0,4 %), die Beschäftigung ging jedoch deutlich zurück (-5,5 %), ebenso die Zahl der Unternehmen (-2,6 %). Der niedrige Standortkoeffizient von 0,444 signalisiert eine unterdurchschnittliche Spezialisierung der Region im Forschungsbereich. Der Rückgang könnte auf ausgelaufene Förderprogramme, Projektverschiebungen oder eine zu geringe Ansiedlung forschungsintensiver Einrichtungen hinweisen.

Die benachbarten Dienstleistungen – darunter private Bildungsträger, Weiterbildungseinrichtungen und Bildungsorganisationen – zeigen eine moderate Umsatzentwicklung (+3,6 %) und einen leichten Unternehmenszuwachs (+2,5 %). Gleichzeitig sank die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 2,7 %. Diese Diskrepanz könnte auf Rationalisierungen, die Verlagerung hin zu freiberuflicher Tätigkeit oder den Rückgang kurzfristiger Förderprogramme in der Erwachsenenbildung zurückzuführen sein.

Digitale Kommunikation

Der Leitmarkt Digitale Kommunikation bleibt ein zentraler Bestandteil der wirtschaftlichen Modernisierung im Ruhrgebiet. Mit einem Gesamtumsatz von knapp 13 Milliarden Euro (+6,5%) im Jahr 2023 sowie einem leichten Beschäftigungswachstum von 1,4 % bestätigt der Markt seine Rolle als Transformationsmotor. Insgesamt sind rund 6.800Unternehmen (+1,1%) in diesem Sektor aktiv.

Wachstumsstärkster Kernbereich ist die Software- und Datenverarbeitungsbranche. Der Umsatz stieg um 9,6 % auf 5,78 Milliarden Euro, während sich auch die Zahl der Beschäftigten um 2,6 % erhöhte. Mit über 42.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist dies das beschäftigungsintensivste Segment des Leitmarkts. Diese Entwicklung belegt die zunehmende Relevanz digitaler Lösungen in Wirtschaft und Verwaltung, insbesondere in Bereichen wie Cloud-Technologien, IT-Sicherheit oder Plattformökonomie.

Auffällig ist die Umsatzentwicklung bei den TK-Dienstleistungen: plus 18,0 % bei leicht rückläufiger Unternehmenszahl. Auch die Zahl der Beschäftigten stieg mit 12,7 % überdurchschnittlich. Mit einem Standortkoeffizienten von 1,001 liegt die Metropole Ruhr exakt im Bundesdurchschnitt – mit spürbarem Potenzial für eine stärkere regionale Profilierung.

Der Bereich IT-Hardware zeigt hingegen eine verhaltene Entwicklung. Die Umsätze stiegen marginal (+0,8 %), während die Zahl der Unternehmen leicht sank (-0,9 %). Besonders auffällig ist der deutliche Rückgang bei den Beschäftigtenzahlen (-8,4 %), was auf Automatisierung, Verlagerung von Fertigungsschritten oder eine geringere Nachfrage nach klassischer Hardware hindeuten könnte. Der Standortkoeffizient von nur 0,496 verweist auf eine unterdurchschnittliche Spezialisierung der Region in diesem Teilmarkt.

Die benachbarten Dienstleistungen – etwa im Handel, bei Reparaturservices oder infrastrukturellen Diensten – entwickelten sich stabil. Umsätze stiegen um 5,3 %, die Beschäftigung blieb weitgehend konstant (-0,3 %). Die leichte Expansion bei der Unternehmenszahl (+1,1 %) spricht für eine fragmentierte Anbieterstruktur mit niedrigem Marktzugang.

Freizeit und Events

Der Leitmarkt Freizeit & Events in der Metropole Ruhr entwickelt sich nach pandemiebedingten Einbrüchen weiter positiv und beweist seine wachsende Relevanz als urbaner Wirtschaftsfaktor. Die Zahl der Unternehmen stieg 2023 auf über 20.100 (+1,5%), der Umsatz erreichte 14,8 Milliarden Euro (+4,4%). Gleichzeitig wurden über 87.700 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte (+2,0%) gezählt. Diese Kennzahlen belegen die wiedergewonnene Dynamik des Marktes, auch wenn strukturelle Herausforderungen bestehen bleiben.

Der Kulturbereich zeigt ein deutliches Wachstum: Die Zahl der Unternehmen nahm um 5,1 % zu, der Umsatz sogar um bemerkenswerte 23,6 %. Auch die Beschäftigung stieg um 3,3 %. Diese Entwicklung ist Ausdruck einer zunehmenden kulturellen Belebung und des wirtschaftlichen Gewichts von Kulturangeboten in der urbanen Gesellschaft – insbesondere in einer Region mit dichter Bevölkerung und vielfältigen Veranstaltungsorten.

Ähnlich dynamisch präsentieren sich die audiovisuellen Medien. Der Unternehmensbestand stieg um 13,9 %, die Umsätze wuchsen um 17,4 %. Trotz dieses Aufschwungs verzeichnete der Bereich einen Rückgang der Beschäftigtenzahlen um 7,0 %, was auf Automatisierung, Projektarbeit oder eine zunehmende Konzentration in der Branche hindeuten könnte.

Mit rund 11.500 Unternehmen und über 51.000 Beschäftigten bildet der Bereich Events, Freizeit, Sport und Tourismus das wirtschaftliche Rückgrat des Leitmarkts. Der Umsatz stieg um 13,1 %, die Beschäftigung um 3,3 % – eine erfreuliche Erholung, die durch wiederkehrende Großveranstaltungen, Outdoor-Aktivitäten und touristische Nachfrage getragen wird. Der Standortkoeffizient von 0,826 zeigt jedoch, dass der Bereich zwar relevant, aber im Bundesvergleich unterdurchschnittlich spezialisiert ist – hier bestehen Ausbaupotenziale.

Die benachbarten Dienstleistungen – darunter Verlagswesen, Freizeit- und Kultureinrichtungen – stagnieren. Der Umsatz fiel leicht (-0,5 %), die Zahl der Unternehmen ging um 0,5 % zurück, während die Beschäftigung nahezu konstant blieb (-0,1 %). Die Zahlen deuten auf einen gesättigten Markt mit punktuellem Anpassungsdruck hin, insbesondere im stationären Handel und bei klassischen Freizeitangeboten.

Der Industriezweig im Umfeld von Freizeit & Events zeigt ein gemischtes Bild: Zwar ist die Unternehmenszahl um 5,7 % gestiegen und die Beschäftigung nahm deutlich um 7,6 % zu – doch der Umsatz sank um ein Viertel (-25,0 %). Dies könnte auf Lagerabbau, volatile Investitionszyklen oder Auftragsverlagerungen hindeuten.

Gesundheit

Inmitten des anhaltenden Strukturwandels in der Metropole Ruhr etabliert sich der Gesundheitsmarkt zunehmend als ein zentraler Anker der regionalen Wirtschaftsstruktur. Die jüngsten Zahlen verdeutlichen, dass der Leitmarkt Gesundheit nicht nur durch seine hohe Zahl an Beschäftigten, sondern auch durch robuste Umsätze eine tragende Rolle spielt. Mit über 378.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (+1,8%) im Jahr 2024 zeigt sich die Branche als vergleichsweise konjunkturresistent und beschäftigungsstark. Der Standortkoeffizient von 1,152 unterstreicht zudem die überdurchschnittliche Bedeutung dieses Sektors für die Region im bundesweiten Vergleich.

Die stationäre und ambulante Versorgung stellt mit rund 191.600 Beschäftigten weiterhin den größten Teilbereich des Gesundheitsmarktes dar und verzeichnet ein solides Beschäftigungswachstum von 2,1 %. Parallel dazu konnte der Umsatz in diesem Bereich um 2,1 % auf 8,56 Milliarden Euro gesteigert werden – trotz eines leichten Rückgangs bei der Zahl der Unternehmen (-0,4 %). Dieses Missverhältnis deutet auf eine fortschreitende Konsolidierung und Professionalisierung im Gesundheitswesen hin, möglicherweise im Zuge der zu diesem Zeitpunkt bevorstehenden Krankenhausreform (Inkrafttreten Ende 2024) und des wachsenden Drucks auf kleinere Anbieter.

Überraschend dynamisch zeigt sich das Segment der „benachbarten Dienstleistungen“ wie Sport-, Pflege- und Sozialdienste. Hier stiegen die Umsätze um 10,3 % – bei leichtem Unternehmenswachstum (1,5 %). Dieser Trend reflektiert nicht nur die demografische Entwicklung mit wachsendem Pflegebedarf, sondern auch einen wachsenden Markt für gesundheitsnahe Lebensstilangebote.

Auffällig ist auch das starke Umsatzplus bei den Labordienstleistungen (+20,6 %), trotz rückläufiger Unternehmenszahlen. Diese Entwicklung lässt sich mit dem anhaltenden Ausbau molekularer Diagnostik und innovativer Testverfahren erklären, die seit der Pandemie an Bedeutung gewonnen haben. Der Pharmabereich hingegen erlebt einen Rückgang sowohl bei Unternehmen (-16,7 %) als auch beim Umsatz (-1,2 %), was auf strukturelle Herausforderungen wie Lieferkettenprobleme oder verschärfte regulatorische Rahmenbedingungen hinweisen könnte.

Die Gesamtsicht auf den Leitmarkt Gesundheit zeigt ein stabiles Fundament: Zwar sank die Zahl der Unternehmen insgesamt leicht auf 6.108 (-0,3 %), doch der Gesamtumsatz stieg auf 25,24 Milliarden Euro (6,9 %). Diese Divergenz spricht für eine zunehmende Effizienz und Konzentration auf leistungsstarke Akteure. Vor dem Hintergrund des Strukturwandels im Ruhrgebiet und der Transformation weg von industriellen Kernelementen ist die gesundheitswirtschaftliche Spezialisierung eine Chance für nachhaltige, regionale Wertschöpfung.

Mobilität

Insgesamt zeigt sich der Leitmarkt Mobilität 2024 in seiner ökonomischen Relevanz stabil: Bei leicht rückläufigen Beschäftigtenzahlen von 193.838 (-0,4 %) und einem marginalen Rückgang der Unternehmenszahlen 12.734 (-0,6 %) stieg der Gesamtumsatz des Marktes auf über 35 Milliarden Euro (+3,3%).

Einen zentralen Beitrag zum Umsatzwachstum leistet der Teilmarkt der Verkehrsinfrastrukturen. Mit einem Plus von 13,5 % beim Umsatz und einem Beschäftigungszuwachs von 8,5 % zählt er zu den wachstumsstärksten Segmenten des Leitmarkts. Dies spiegelt die strategische Bedeutung infrastruktureller Investitionen in der Region wider – sei es im Schienen- oder Straßennetz, in multimodalen Verkehrsknoten oder bei der digitalen Verkehrssteuerung. Der Standortkoeffizient von 1,001 zeigt zudem, dass die Region hier im Bundesdurchschnitt liegt – mit Potenzial für weitere Spezialisierung.

Anders stellt sich die Lage im klassischen Logistikbereich dar. Trotz leicht steigender Umsätze (+0,6 %) sind die Beschäftigtenzahlen im Bereich Mobilitätsmanagement und Logistik um 2,7 % gesunken. Die Ursachen können vielfältig sein: gestiegene Energiepreise, der anhaltende Fahrermangel, disruptive Entwicklungen wie autonome Liefer- und Lagerkonzepte sowie eine schwächere Auftragslage im internationalen Güterverkehr. Mit einem Standortkoeffizienten von 1,232 ist die Region zwar überdurchschnittlich spezialisiert, jedoch zugleich besonders anfällig für konjunkturelle Schwankungen.

Auch im Fahrzeugbau zeigt sich eine diskrete Entwicklung. Zwar konnten die Umsätze um 3,2 % zulegen, doch bleiben die Unternehmenszahlen rückläufig (-1,4 %). Der Beschäftigungszuwachs von 3,6 % deutet darauf hin, dass vor allem größere Betriebe wachsen – möglicherweise durch einen stärkeren Fokus auf alternative Antriebe oder zukunftsweisende Nischenprodukte.

Positive Signale kommen von den wissensintensiven Dienstleistungen. Der Bereich „Labor-, Ingenieur- und Messdienstleistungen“ verzeichnet ein Umsatzwachstum von 6,2 % und eine Beschäftigungszunahme von 4,3 %. Hier spiegelt sich die zunehmende Bedeutung von Forschung, Entwicklung und Beratung in Bereichen wie Verkehrsplanung, emissionsarmer Mobilität oder Automatisierung wider. Auch der Dienstleistungsbereich insgesamt – mit Werkstätten, Agenturen und Handel – zeigt sich robust und wächst sowohl bei Umsatz (+4,8 %) als auch bei Beschäftigung (+1,6 %).

Nachhaltiger Konsum

Der Leitmarkt „Nachhaltiger Konsum“ gewinnt in der Metropole Ruhr zunehmend an wirtschaftlicher Relevanz. Mit einem Gesamtumsatz von 78,2 Milliarden Euro (+6,1 %) im Jahr 2023 und rund 125.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Jahr 2024 zeigt sich dieser Sektor robust gegenüber konjunkturellen Schwankungen. Das Umsatzwachstum von 6,1 % innerhalb eines Jahres verdeutlicht die steigende Bedeutung von Konsumgütern – nicht nur als gesellschaftlicher Trend, sondern auch als wirtschaftliche Chance. Der Leitmarkt zählte 2023 9.655 Unternehmen (+1,4%).

Der größte Teilbereich, der Einzelhandel mit kurzlebigen Konsumgütern, konnte seinen Umsatz um 6,6 % steigern – bei einem moderaten Beschäftigungszuwachs von 0,7 %. Damit hebt sich die Metropole Ruhr vom bundesweiten Trend ab, wo der Einzelhandel einen Rückgang der Beschäftigung verzeichnet. Der Standortkoeffizient von 1,127 zeigt zudem die überdurchschnittliche Spezialisierung der Region in diesem Segment. Diese Entwicklung ist Ausdruck einer lebendigen urbanen Handelsstruktur, die zunehmend auch nachhaltige Produktlinien, Second-Hand-Angebote und kreislaufwirtschaftliche Geschäftsmodelle integriert.

Demgegenüber stagniert die Produktion kurzlebiger Konsumgüter. Während die Beschäftigung leicht um 0,2 % zunimmt, ist der Umsatz rückläufig (-0,3 %). Der Rückgang bei der Zahl der Unternehmen (-1,4 %) lässt auf Konsolidierung und Rationalisierung innerhalb der Branche schließen. Die Region liegt mit einem Standortkoeffizienten von 0,586 deutlich unter dem Bundesdurchschnitt, was auf einen geringeren industriellen bzw. landwirtschaftlichen Schwerpunkt in diesem Bereich hindeutet. Siedlungsstrukturelle Gegebenheiten der Region unterstreichen diesen Aspekt.

Dynamisch entwickeln sich die benachbarten Dienstleistungen – etwa in Bereichen wie Reparatur, Beratung oder digitale Handelsplattformen. Der Umsatzanstieg um 7,0 % und ein Beschäftigungsplus von 1,0 % machen deutlich, dass der Konsum zunehmend über begleitende Dienstleistungen geprägt ist. Dies eröffnet Chancen für kleinere Anbieter, innovative Geschäftsmodelle und lokal verankerte Wertschöpfungsketten.

Besonders bemerkenswert ist auch die Entwicklung im Bereich „Prozesse, Werkstoffe, Materialien“: Mit einem Umsatzwachstum von 9,0 % ist dieser Bereich ein dynamisches Element des Marktes, auch wenn die Beschäftigung leicht zurückgeht (-2,1 %). Die Zahlen deuten auf technologische Modernisierung und Effizienzsteigerungen hin, etwa in der Materialverwertung oder Verpackungsindustrie.

Ressourceneffizienz

Der Leitmarkt Ressourceneffizienz ist im Ruhrgebiet weiterhin auf einem klaren Wachstumspfad. Mit einem Gesamtumsatz von über 133 Milliarden Euro(+7,5 %) im Jahr 2023 und 82.189Beschäftigen (+3,4 %) belegt der Sektor seine tragende Rolle für die ökologische Transformation und die regionale Wertschöpfung. Die Zahl der Unternehmen stieg auf 6.879 (+2,3%). Der hohe Standortkoeffizient von 1,334 unterstreicht die überdurchschnittliche Bedeutung des Marktes für die Region.

Besonders hervorzuheben ist der Bereich der Energieerzeugung und -verteilung: Mit einem Beschäftigungswachstum von 7,7 % – deutlich über dem Bundes- und Landesdurchschnitt – sowie einem Umsatzzuwachs von 9,9 % auf 111,8 Milliarden Euro erweist sich dieser Teilmarkt als stabiles Rückgrat der Ressourceneffizienz. Der Standortkoeffizient von 1,577 zeigt: Die Metropole Ruhr verfügt hier über klare Spezialisierungsvorteile.

Auch die Wasserwirtschaft ist auf einem robusten Entwicklungspfad. Umsatz und Beschäftigung stiegen um 10,6 % bzw. 3,7 %. Dieser Anstieg belegt die wachsende Bedeutung nachhaltiger Wassernutzung, -aufbereitung und -infrastruktur insbesondere im urban-industriellen Kontext der Region.

Der Bereich Umwelt- und Recyclingwirtschaft hingegen zeigt eine uneinheitliche Entwicklung. Trotz eines leichten Rückgangs des Umsatzes um 2,2 % konnte die Zahl der Beschäftigten um 4,1 % gesteigert werden – ein Zeichen dafür, dass der Markt sich strukturell stabilisiert, wenngleich möglicherweise vorübergehende Nachfrage- oder Preisrückgänge wirksam wurden.

Kritisch fällt die Entwicklung bei den benachbarten Dienstleistungen (Handel und Wartung) aus: Sowohl Umsatz (-7,7 %) als auch Beschäftigung (-6,9 %) und Zahl der Unternehmen (-1,6 %) gingen spürbar zurück. Die Ursachen dürften in veränderten Wertschöpfungsketten, Digitalisierungsdruck sowie einer Konzentration zugunsten spezialisierter Anbieter liegen.

Positiv entwickelt sich der Bereich Maschinen und Materialien: Der Umsatz stieg um 13,5 %, die Beschäftigung legte um 3,3 % zu. Hier zeigt sich die Innovationskraft der Region, insbesondere im Kontext energieeffizienter Produktionslösungen. Auch bei den wissensintensiven Dienstleistungen (Labor, Ingenieur- und Messtechnik) ist ein moderates Wachstum zu verzeichnen – sowohl bei Unternehmen als auch bei der Beschäftigung (+3,1 %).

Urbanes Bauen & Wohnen

Der Leitmarkt Urbanes Bauen & Wohnen gehört traditionell zu den tragenden Säulen des Wirtschaftsraums Ruhr. Mit über 208.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (-1,1%) im Jahr 2024 und einem Gesamtumsatz von über 49 Milliarden Euro (5,1%) nimmt er sowohl in der Wertschöpfung als auch in der Arbeitsmarktstruktur einen zentralen Platz ein. Dennoch offenbaren die aktuellen Zahlen eine gemischte Entwicklung, die auf strukturelle Anpassungen und konjunkturelle Herausforderungen hindeutet.

Trotz eines moderaten Wachstums bei der Zahl der Unternehmen 39.687 (+1,1 %) und einem soliden Umsatzplus von 5,1 % gegenüber dem Vorjahr ist die Beschäftigung im Leitmarkt um 1,1 % gesunken – ein Rückgang, der schwächer ausfällt als im bundesweiten Vergleich. Dieser Befund legt nahe, dass Effizienzsteigerungen und Automatisierung an Bedeutung gewinnen, während Arbeitskräftemangel und Investitionszurückhaltung die Personalentwicklung dämpfen.

Auffällig ist insbesondere der Rückgang der Beschäftigtenzahlen im Baugewerbe (-2,7 %) und im Ausbaugewerbe (-0,6 %), obwohl die Umsätze in beiden Teilbereichen um 8,1 % bzw. 5,2 % gestiegen sind. Diese Diskrepanz verweist auf Produktivitätssteigerungen, etwa durch den zunehmenden Einsatz modularer Bauweisen, sowie auf Preisentwicklungen im Gefolge der Inflation und gestiegener Materialkosten.

Der größte Unternehmenszuwachs entfällt auf den Dienstleistungssektor rund um Handel, Vermietung und Verwaltung (+1,9 %), der auch umsatzseitig kräftig zulegte (+6,1 %). Hier spiegelt sich die steigende Bedeutung wohnungsnaher Dienstleistungen, etwa im Facility Management, aber auch die hohe Nachfrage nach Verwaltungs- und Maklerleistungen im Kontext von Wohnraummangel.

Während sich industrielle Zuliefersegmente wie Werkstoffe und Materialien (-2,0 % Umsatz; -3,0 % Beschäftigte) oder Maschinen und Werkzeuge (-2,1 % Umsatz; -4,5 % Beschäftigte) rückläufig entwickeln, ist einzig der Bereich Architektur und Ingenieurwesen sowohl beschäftigungs- (+1,4 %) als auch umsatzseitig (+0,2 %) leicht im Plus. Dies deutet auf eine zunehmende Bedeutung planungs- und projektsteuernder Kompetenzen im Zuge der energetischen und digitalen Transformation des Bauens hin.

Mit einem Standortkoeffizienten von 0,977 liegt der Leitmarkt Urbanes Bauen & Wohnen in der Metropole Ruhr leicht unter dem Bundesdurchschnitt – ein Hinweis darauf, dass die Region hier nicht über besondere Spezialisierungsvorteile verfügt. Gleichwohl stellt der Sektor eine wichtige Säule im regionalen Arbeitsmarkt dar und bietet Potenzial für zukunftsorientierte Entwicklung – etwa durch die Förderung nachhaltiger Bauweisen, die Ausweitung digitaler Planungsprozesse und die Stärkung qualifizierter Dienstleistungsberufe im Umfeld von Wohnen und Stadtentwicklung.

Industrieller Kern & Unternehmerische Dienste

Der Leitmarkt Industrieller Kern & Unternehmerische Dienste bildet mit einem Umsatz von 78,1 Milliarden Euro (-5,9 %) rund 18% der Wirtschaftsleistung im Ruhrgebiet ab. Die Zahl der Unternehmen ist im Jahr 2023 leicht auf auf 19.239 (+1,0 %) gestiegen, dennoch ging der Gesamtumsatz im Vergleich zum Vorjahr um 5,9 % zurück. Die Rückgänge betreffen insbesondere den Bereich Werkstoffe und Materialien, wo die Umsätze um 9,6 % sanken, während gleichzeitig auch die Zahl der Unternehmen schrumpfte. Im Bereich Maschinen und Prozesse war zwar ein leichtes Umsatzwachstum zu verzeichnen, doch auch hier gingen Beschäftigung und Unternehmenszahlen zurück. Lediglich die unternehmensnahen Dienstleistungen verzeichneten ein Umsatzplus von 6,1 % bei leicht gestiegener Unternehmenszahl.

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im gesamten Leitmarkt ging auf 329.497 (-1,1%) zurück. Besonders betroffen waren die unternehmensnahen Dienstleistungen mit einem Rückgang von 1,3 %. Auch die Beschäftigung im Bereich Werkstoffe und Materialien nahm leicht ab (-0,9 %), während der Bereich Maschinen und Prozesse einen moderateren Rückgang von 0,6 % aufwies. Damit fällt der Beschäftigungsverlust in der Region etwas geringer aus als im Bund (-1,5 %) und in NRW (-1,7 %), was auf eine gewisse Stabilität des industriellen Rückgrats in der Metropole Ruhr hindeutet.

Diese Robustheit liegt unter anderem in den standortspezifischen Vorteilen der Region begründet. Die Metropole Ruhr verfügt mit über fünf Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern über einen der größten urban-industriellen Ballungsräume Europas, mit einer tief verwurzelten industriellen Tradition, einem dichten Netz an Hochschulen, Forschungszentren und spezialisierten Dienstleistungen. Besonders Städte wie Duisburg, Hagen oder Mülheim an der Ruhr sowie der Ennepe-Ruhr-Kreis verfügen über eine hohe Industriespezialisierung, die sich nun als potenzieller Standortvorteil für den Wandel in Richtung klimafreundlicher Industrie erweisen kann. Themen wie die Wasserstoffwirtschaft, die industrielle Kreislaufwirtschaft oder Industrie 4.0 bieten Ansätze für neue technologische Wachstumspfade. Gleichzeitig begünstigt die räumliche Nähe zwischen Produktion, unternehmensnahen Diensten, Start-ups und Wissenschaftseinrichtungen die Entstehung dynamischer Innovationsökosysteme.

Unternehmensstruktur und Beschäftigung im regionalen Vergleich

 

 

Das Ruhrgebiet zeigt eine stark ausgeprägte kleinteilige Unternehmenslandschaft. Rund 61 % der Betriebe entfallen auf die kleinste Betriebsgrößenklasse (1–5 Beschäftigte). Besonders auffällig ist dies in den Leitmärkten Freizeit und Events (73,6 %), Nachhaltiger Konsum (61,8 %), Digitale Kommunikation (61,1 %) und Urbanes Bauen und Wohnen (66,7 %). Diese Sektoren weisen einen hohen Anteil an Kleinstunternehmen auf – typisch für Branchen mit geringen Markteintrittsbarrieren, hoher Innovationsdynamik und vielen Einzelunternehmern. Demgegenüber stehen Leitmärkte wie Gesundheit, Industrieller Kern und unternehmerische Dienstleistungen sowie Mobilität, in denen mittlere und größere Betriebe stärker vertreten sind. Im Gesundheitsbereich liegt der Anteil von Betrieben mit über 50 Beschäftigten beispielsweise bei über 25 %. Diese Struktur ist typisch für personal-​ und kapitalintensive Branchen, die auf stabile Rahmenbedingungen, institutionelle Einbettung (z. B. Kliniken, Pflegeeinrichtungen) und eine gewisse Standortbindung angewiesen sind.

Best Practice in der Metropole Ruhr

Die Wirtschaft in der Metropole Ruhr ist diversifiziert aufgestellt. Die Leitmärkte untereinander eng verzahnt. Durch die fortschreitende Digitalisierung können Prozesse optimiert und Ressourcen langfristig geschont werden. Im Ruhrgebiet gibt es viele Best-Practice-Beispiele, die zeigen, wie dynamisch sich Start-ups und Unternehmen in der Region entwickeln.

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Über den Wirtschaftsbericht Ruhr

Der Wirtschaftsbericht Ruhr wird seit dem Jahr 2011 von der BMR herausgegeben. Er weist die aktuellen regionalökonomischen Kennzahlen in den acht Leitmärkten und im Industriellen Kern aus. Die Leitmärkte sind nach Zukunftsperspektiven und Wachstumsgesichtspunkten zusammengesetzt.

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Ihr Ansprechpartner zum Wirtschaftsbericht Ruhr

Benjamin LegrandLeiter
Unternehmenskommunikation, Pressesprecher
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