Potenziale der Gesundheitsbranche im Ruhrgebiet
Das Projekt International Health Ruhr verfolgt das Ziel, die Potenziale des Ruhrgebiets in der Gesundheitsbranche gezielt hervorzuheben und dessen Sichtbarkeit zu steigern.
Die Gesundheitswirtschaft im Ruhrgebiet bietet mit ihren besonderen Charakteristika ideale Bedingungen für Scale-ups und Start-ups. Hier treffen wirtschaftliche Stärke, wissenschaftliche Exzellenz und eine hohe Versorgungsdichte aufeinander – ein perfektes Umfeld für Innovation und Wachstum.
Um diese Chancen optimal zu nutzen, setzen wir auf eine gezielte Stärkung der Region. Denn hier liegen große Wachstumspotenziale:
- Die Gesundheitswirtschaft gehört zu den wichtigsten Leitbranchen der Region und erzielte 2022 einen Umsatz von 23,62 Milliarden Euro.
- Mit 371.300 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen ist sie der größte Arbeitgeber der Region.
- Das Ruhrgebiet weist mit 92 Krankenhäusern und 37.528 Betten die höchste Klinikdichte Deutschlands auf.
- Führende Hochschulen und Forschungszentren – wie die Universitäten in Essen, Bochum und Witten-Herdecke – treiben Innovationen in der medizinischen Forschung und Lehre voran.
- Zahlreiche Leuchtturmprojekte unterstreichen die Innovationskraft der Region und ihre internationale Strahlkraft
Projektmaßnahmen
Folgend sind Maßnahmen, die sich aus den Projektzielen ergeben, um die besonderen Stärken und Alleinstellungsmerkmale der Gesundheitswirtschaft im Ruhrgebiet hervorzuheben:
- Ermittlung zentraler Schwerpunkte und Spezialisierungsfelder der regionalen Gesundheitsbranche, um deren Potenziale klar herauszustellen.
- Identifikation von Leuchtturmprojekten, die international wahrgenommen werden und als Aushängeschild für Innovation und Fortschritt dienen.
- Vermarktung des Gesundheitsmarktes mit dem Ziel, internationale Investitionen und innovative Unternehmen in die Region zu holen.
- Schaffung von Anknüpfungspunkten für internationale Unternehmen, die sich im Ruhrgebiet ansiedeln oder mit lokalen Akteuren kooperieren möchten.
- Vernetzung der regionalen und internationalen Akteure auf Basis des „Triple-Helix-Modells“, das Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zusammenführt.
Die Spezialisierungsfelder
1. Digital Health
In der Digitalisierung des Gesundheitswesens geht es insbesondere um die intelligente Nutzung und das Management gesundheitsrelevanter Daten. Hier liegt auch der Schwerpunkt eines dynamisch wachsenden Digital Health Clusters an der Ruhr – mit hier ansässigen Fraunhofer-Instituten und vielen auf ihren Gebieten jeweils marktführenden Unternehmen und mehr als 6.000 Fachkräften. Mit klinisch-industriellen Partnerschaften haben sie die hiesige Versorgungslandschaft erfolgreich als Referenzmarkt und Skalierungsraum genutzt – ein Weg, den auch die aktuelle Generation von Smart Health Gründern einschlägt.
Das Spektrum herausragender industrieller Expertise reicht von der Bioinformatik bis zu eHealth-Lösungen, von Datensystemen der Krankenversicherung und der beruflichen Leistungsanbieter über die medizinische Bilddatenkommunikation bzw. Teleradiologie bis hin zum Datenmanagement in der klinischen Forschung. Bedeutend sind die Schnittmengen zur Cybersicherheit, einem Gebiet auf dem das Ruhrgebiet wissenschaftlich wie auch industriell eine besondere Rolle spielt. Der Einsatz künstlicher Intelligenz sorgt im Cluster für einen weiteren Schub, der sich erneut auf das Zusammenwirken mit den Kliniken und den dortigen KI-Zentren stützen kann.
Anknüpfungspunkte für internationale Interessenten
Kollaborative Datenräume für die Gesundheitsforschung und Gesundheitsplanung, digitale Plattformen für die Stärkung von Gesundheitskompetenzen mit hoher Sensibilität für Versorgungskontexte und Lebensumstände sowie der regelbasierte Einsatz von KI in Versorgungsprozessen bilden aktuelle Entwicklungsschwerpunkte an der Ruhr. Sie bieten auch externen Partnern hervorragende Perspektiven für neuartige gesundheitswirtschaftliche Geschäftsmodelle.
2. Life Science
Schlüsselbereich BioTech Pharma
Anknüpfend an seine Traditionen in der Grundstoffindustrie und in der Verfahrenstechnik verfügt das Ruhrgebiet über eine starke Biochemie. Dies zeigt sich insbesondere in der Erforschung und Produktion von medizinischen Wirkstoffen, die an der Ruhr mit international agierenden Großunternehmen der Spezialchemie und Pharmazeutik erfolgt. Eine Vielzahl von Forschungseinrichtungen und hochqualifizierten biotechnologischen Forschungsdienstleistern hat sich im östlichen Ruhrgebiet niedergelassen.
Hier ist eine Entwicklungsstrecke entstanden, die von der wissenschaftlichen Grundlagenforschung bis zur industriellen Nutzung pharmakologischer Wirkstoffe reicht. Insbesondere der Standort Dortmund hat sich mit seinem Drug Discovery Hub als international hervorragend vernetztes biotechnologisches Dienstleistungszentrum für die pharmazeutische Industrie aufgestellt. Das hier ansässige Lead Discovery Center ist ein Knotenpunkt der europäischen und internationalen Wirkstoffforschung. In diesem Cluster spielt die Universität mit ihrer Biochemie eine Schlüsselrolle - nicht nur in der Forschung, sondern insbesondere auch in der wissenschaftlichen Ausbildung des Nachwuchses an Fachkräften.
Anknüpfungspunkte für internationale Interessenten
Die beteiligten Einrichtungen und Unternehmen sind Teil internationaler Forschungs-, Innovations- und Produktionscluster, zugleich aber verbunden mit medizinischen Einrichtungen des Ruhrgebietes und der Nachbarregionen. Besonders ausgeprägt ist dies auf dem Gebiet personalisiert einsatzbarer Krebsmedikamente: Mit dem Westdeutsche Tumorzentrum befindet sich an der Universitätsmedizin Essen schließlich eine der renommiertesten Einrichtungen auf dem Gebiet der onkologischen Präzisionsmedizin.
Schlüsselbereich Medical Analytics & Therapies
Die biomedizinische Analytik ist ein Schlüsselbereich für die Gesundheitsforschung und die medizinische Diagnostik, insbesondere wenn es um die Prädiktion von Krankheiten und präzise personalisierte Therapieentscheidungen geht. Der Weg in die medizinische Versorgung führt in der Regel über die Identifizierung sog. Biomarker, also von charakteristischen zell- und molekularbiologischen Merkmalen. Von Bedeutung ist hierbei das Proteom, also die Gesamtheit der Proteine eines Lebewesens.
In der Bioanalytik verfügt das Ruhrgebiet über ein breites Spektrum von Forschungsinstituten, das von Dortmund über Bochum nach Essen reicht. Besonders renommiert ist die Position in der Proteomik, die längst über die Grundlagenforschung hinausgeht. Ein Highlight sind die Kooperationen mit den medizinischen Zentren der Region, in denen auch der Brückenschlag zu innovativen Therapien der Präzisionsmedizin stattfindet.
Anknüpfungspunkte für internationale Interessenten
Die hohe bioanalytische Kompetenz in Prädiktion und Prävention, Diagnostik und Therapie steht in Verbindung mit einer leistungsstarken Bioinformatik und Biophysik und wird durch die beiden universitätsmedizinischen Zentren für Künstliche Intelligenz mit Blick auf Decision Support Systeme weiter verstärkt. Dies erweist sich auch in informations- und labortechnischen Innovationen und Ausgründungen und in Partnerschaften mit der pharmazeutischen Industrie.
3. Integrated Managed Care
Der Integration von medizinischer und sozialer Versorgung in lokalen Versorgungsnetzen und entlang von Versorgungsketten kommt eine immer stärkere Bedeutung zu. In hohem Maße gilt dies im Kindes- und Jugendalter, insbesondere aber bei chronischen Erkrankungen und Einschränkungen. Denn „Chronic Care“ stellt die größte Herausforderung für die Gesundheitssysteme entwickelter und alternder Gesellschaften dar. Es geht dabei nicht nur um Krankheiten, sondern auch um spezifische Lebensumstände, die ein hohes Maß an professioneller Kooperation zwischen Prävention, Therapie und Pflege erfordern.
Vor diesem Hintergrund steht das Versorgungssystem des Ruhrgebietes wie auch anderer Ballungsräume vor einer umfassenden Transformation, die sich an urbanen Bevölkerungsstrukturen und Lebensbedingungen orientiert („Population Health“). Gesundheit wird damit – auch in Verbindung mit der Ambition von „Green Health“ – zu einem übergreifenden Thema der Stadtentwicklung im Sinne der Weltgesundheitsorganisation („Health in all Policies“). Krankheits-, zielgruppen- und branchenspezifische Netzwerke der Medizin und Pflege sind an der Ruhr flächendeckend und tief bis in die Stadtteile hinein verankert. Sie stützen sich auf Einrichtungen des Medizin- und Pflegemanagements, der beruflichen Aus- und Weiterbildung sowie der klinischen und Versorgungsforschung.
Anknüpfungspunkte für internationale Interessenten
Derartige Strukturen haben auch für Unternehmen des Gesundheitsgewerbes eine besondere und integrative Bedeutung: So hängt die Wirksamkeit technischer Lösungen und pharmazeutischer Therapien in erheblichem Maße von konkreten Versorgungskontexten und Lebensumständen, von professionellen Kompetenzen wie auch einer funktionierenden Patientensteuerung ab. Für derartige Versorgungs- und Wertschöpfungsketten entsteht an der Ruhr ein Referenzraum und „Living Lab“.
4. MedTech
Schlüsselbereich NeuroCareTech
Das menschliche Nervensystem ist medizinisch gesehen nicht nur für die Neurologie relevant. Denn übergreifend vermittelt es auch Beziehungen zwischen physischer und mentaler Gesundheit und zwischen Kognition, Affekten, Sensorik und Motorik. Medizinisch relevant sind neuronale Mechanismen immer, wenn es um Lernprozesse (Training) und Mensch-Technik-Interaktionen, um Therapieerwartungen und das Therapiemanagement geht.
Hiermit befassen sich die Neurowissenschaften - ein Feld von rasant zunehmender Bedeutung, das von der Neurobiologie bis zur Neuroinformatik reicht. Das Ruhrgebiet nimmt darin mit mehreren Sonderforschungsbereichen der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG und dem vor der Eröffnung stehenden Zentrum für Theoretische und Integrative Neuro- und Kognitionswissenschaft THINK eine herausragende Position ein.
Gleichzeitig entwickelt sich die Region mit ihren neurologischen Kliniken und Ambulanzen zu einem Hotspot für anwendungsorientierte Lösungen entlang der Therapien und Rehabilitationen. Das Spektrum reicht vom Schlaganfall über Parkinson, Epilepsie und MS bis hin zum chronischen Kopfschmerz. Es umfasst technisch basierte Verfahren von der neurovaskulären Intervention über Neurostimulation und Neurorobotik, von KI-basierten Trainings- und Assistenzverfahren bis hin zum Ambient Assisted Living.
Anknüpfungspunkte für internationale Interessenten
Das Ruhrgebiet wird auf dem Gebiet der NeuroCare Technologies schon jetzt von international agierenden Unternehmen der Medizintechnik als Referenzraum genutzt. Auch im hiesigen Gründungsgeschehen liegt ein Schwerpunkt in diesem Bereich. Hier werden Versorgungsketten zu Innovations- und Wertschöpfungsketten. Besonders spannend sind hierbei die voranschreitenden Verzweigungen – insbesondere in der Verbindung zur Digital- und Kreativwirtschaft (z.B. in Bezug auf KI, Virtual Reality und Game Tech).
5. Green Health
Green Health bedeutet, die Wechselwirkungen von Umwelt und Gesundheit systematisch in den Blick zu nehmen. In hohem Maße geht es dabei um Primärprävention und Gesundheitsförderung, aber auch um den Beitrag, den das Gesundheitssystems selbst zu einer gesundheitsförderlichen Umwelt leisten kann.
Die Integration von Umwelt und Gesundheit ist ein bedeutendes Merkmal des Strukturwandels an der Ruhr. So bilden die gesundheitlichen Herausforderungen industrieller Arbeit den historischen Hintergrund für die Prominenz der hiesigen Arbeitsforschung – u.a. mit dem nationalen Forschungsinstitut der gesetzlichen Unfallversicherung. Denn die Arbeitsmedizin ist immer auch Umweltmedizin (man denke an Allergologie, Onkologie und Toxikologie) und die Arbeitswelt ein Ort für Green Health.
Stark ist die lebensräumliche Verbindung zwischen dem Gesundheitsthema und der Wasserwirtschaft, die für die Region eine überragende Rolle spielt. Hierfür steht der Umbau des Flusssystems der Emscher, eines der weltweit bedeutendsten Renaturierungsprojekte. Gerade mit Blick auf das Wasser widmet sich der Forschungsverbund „One Health Ruhr“ mit den systemischen Zusammenhängen von Umwelt, Krankheit und Gesundheit in einer über die Region hinausgehenden Perspektive.
Zudem spielen in der Entwicklung von Stadtteilen und Wohnquartieren gesundheitliche Herausforderungen des Klimawandels eine immer wichtigere Rolle (s. die Hitzethematik). Auch Krankenhäuser und Pflegestätten sind gefordert: Mit ihrem ressourcenschonenden und gesundheitsfördernden Umbau entwickeln sie sich selbst zu zentralen Bausteinen der Kreislaufwirtschaft.
Anknüpfungspunkte für internationale Interessenten
Die Wertschöpfungsketten eines regionalen Health Engineering bieten Unternehmen der Wasserwirtschaft und der Umwelttechnik, der Architektur und des Bauwesens, des Facility Managements, der Gebäudetechnik und der Logistik, aber auch des Städtebaus und der Stadtentwicklung interessante Perspektiven für gesundheitsbezogene Innovationen und Diversifizierungen.
Einblicke in die Arbeit des International Health Ruhr Projekt
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